Mittwoch, 2. November 2005

Ich bin nicht nett

Das ist mir ja wirklich nichts Neues aber in unregelmäßigen Abständen (wenn ich zum Beispiel mit einer jahrelangen Freundin gestritten habe was unangezweifelt meine Schuld war da ich doch wirklich gelernt haben sollte, mit ihren Eigenheiten umzugehen und mich aber nicht entschuldigen *will* weil sie doch erstens weiß, dass ich nicht nett bin und ich zweitens vergessen zu haben scheine, wieso wir überhaupt befreundet sind) beschäftigt mich dieses Thema immer wieder.

Ich bin nett zu diversen Leuten die ich Abends treffe, aber auch nur um.. hm.. nett zu wirken. Zu den meisten abendlichen Gestalten bin ich allerdings nicht nett, weil ich mir keinerlei Vorteil davon verspreche, dem netten Bauernjungen Honig ums Maul zu schmieren anstatt ihm zu sagen, er möge sich und seine sadistische Einstellung zur deutschen Sprache doch möglichst weit weg von mir platzieren. Und weil ich den Sinn in alles übergreifender, genereller Nettigkeit nicht sehe (meine Mutter ist ein furchtbar netter Mensch - was hat ihr das gebracht? Nicht einmal ihre verzogene Tochter ist nett zu ihr, das kanns ja dann wohl nicht sein).

Ich bin selbstverständlich nett zu meinen Männern (nun gut: meistens), aber die Motivation dahinter ist wohl auch leicht zu durchschauen. Und ich bin nett zu den wenigen Freundinnen die ich habe (was macht ein Mensch mit mehr als 5 Freunden? Noch so eine Sache die mir nicht einleuchten will) aber nur, weil eine von ihnen lustig ist, eine andere ganz toll zum Philosophieren, ich mich mit der anderen immer so fühle als wär die Welt in Ordnung oder weil gemütliches Betrinken und Männersuchen mit ihnen Spaß macht - und nicht einfach so, weil sie meine Freundinnen sind und ich eben nett sein will.

Mich lassen die Kinder in der dritten Welt ehrlich gesagt wirklich kalt, aber manchmal spende ich oder richte zu Weihnachten einen Schuhkarton her Weihnachten im Schuhkarton - noch bis 15.11 ! - damit meine netten Freunde Ruhe geben und ich mich so fühle, als wär ichs auch.
Und ich will mich als Knochenmarkspender registrieren lassen aber nicht weil ich nett bin sondern weils eine gute Geschichte abgibt, ich hoffe, dass das Schicksal irgendwo eine Gutpunkteliste führt und weil der Gedanke, irgendwem das Leben zu retten ja irgendwie cool ist (Info Deutschland, Info Österreich). Und nicht, weil mich die Kettenmails von Menschen, die hunderte von Kilometern entfernt einen Spender suchen wirklich jucken würden.

Ich bin einfach wirklich nicht nett aber es ist mir völlig egal, denn.. ich bin ja nicht nett und nur nette Menschen stört so ein Unsinn.

Es wäre sicher schöner, ein wirklich netter Mensch zu sein und nicht nur nette Dinge zu tun, weil die sich mit den eigenen Wertvorstellungen decken oder einen nach außen so wirken lassen wie man das eben möchte. Meine mehr oder weniger heimliche Hoffung ist ja, dass es keine wirklich aufrichtig netten Menschen gibt und dass ich einfach nur zu viel nachdenke. Falls dem nicht so ist: behaltet es für euch, ich bin nicht nett, ihr wollt euch nicht mit mir anlegen! :-)

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C. Araxe - 2. Nov, 11:11

Ja und? Wo ist das Problem?
Irritieren Sie sich nicht selbst, auch wenn etwas Selbstreflexion und -kritik sicher ab und zu nicht schlecht sind.
;·)

assoziativspeicherin - 2. Nov, 11:24

hach ja... Meistens hab ich ja auch kein Problem damit, die Selbstreflexion überfällt halt mich schubweise. Aber ist das wirklich in Ordnung so, wenn mich "die armen Kinder in der dritten Welt, dir FROH wären wenn sie das alles hätten, was du hast" in Wahrheit völlig kalt lassen? Tun sie nämlich. Aber laut sagen darf man sowas natürlich nicht.

Vielleicht ist mir gerade auch einfach nur langweilig, wer weiß das schon ;-)
C. Araxe - 2. Nov, 11:26

Man kann sich nicht für ALLES verantwortlich fühlen. Und ändern kann man all das schon gar nicht.
Mitgefühl haben Sie ganz sicher auch. Nur eben nicht für jeden.
assoziativspeicherin - 2. Nov, 11:28

Hm. Wahres, aufrichtiges, selbstloses MItgefühl? Ich weiß es wirklich nicht. Aber gut, was solls, Sie haben ja eh Recht. Sowieso.
spurlos - 3. Nov, 00:50

es wird ja schon so ein bisschen bla - jetzt, wo uns die regelmässigkeit abhanden kommt. ein selbstverstärkender effekt. (mein eindruck. und: schade...)

juguta - 3. Nov, 00:59

hmmm

also ich bin nett, weil ich denke, daß andere Leute dann zu mir nett sind..ganz schön naiv.
assoziativspeicherin - 3. Nov, 02:41

schade? Vielleicht um spurlos, auch wenn ichs in dem Fall nicht so gesehen hätte (das bla). Aber um das hier... ich weiß nicht.

Die Regelmäßigkeit ist mir nicht zufällig abhanden gekommen, zum Bloggen hab ich mich noch nie zwingen oder aufraffen müssen. Eher halte ich mich derzeit bewusst ein bisschen zurück, mein reales Leben rinnt noch schneller an mir vorbei, je mehr Zeit ich im Internet verbringe. Ich habe gerade vergessen, wo der Sinn des Ganzen hier liegt, vielleicht fällt es mir irgendwann wieder ein, ich weiß nicht.

Nur manchmal bin ich in einer ganz, ganz sinnlosen Gedankenschleife gefangen und dann muss eben doch noch so ein Ausbruch her um mich wieder rauszuholen - und das hat auch prächtig funktioniert.

Man muss in meinem Fall schon froh sein, dass ich hier nicht täglich ein neues Urlaubskitschfernwehfoto poste, das wäre dann noch ein Schritt darunter (wenns noch kälter draußen wird kann ich aber für nichts mehr garantieren).

@juguta
hm... stimmt wohl. Leider.
assoziativspeicherin - 3. Nov, 02:48

ach ja... "wer glücklich ist, bloggt weniger" - weiß nicht mehr, wessen Wortspende das war. Sonderlich glücklich bin ich zwar nicht, aber zumindest anderwertig positiv ausgelastet und vielleicht nicht wirklich in der Lage, mich "aufs Bloggen einzulassen", falls man das überhaupt muss.
juguta - 3. Nov, 03:01

Verkettung von Glücklichkeit und nett sein

Da wäre ich natürlich vorsichtig. Wenn ich immer nur dann nett wäre wenn ich glücklich wäre, wäre ich wohl auch bedeutend weniger nett. Allerdings muss man sich ja auch fragen, wo die nettigkeit des Gegenübers denn her kommen soll, wenn man nie zu einer anderen Person nett ist.
Wenn ich meinen jetzigen Zustand auf andere direkt weitergeben würde, währe ich vermutlich ein richtiges Arschloch.
assoziativspeicherin - 3. Nov, 03:20

Oh nein, keine Sorge, da war die Diskussion nur ein bisschen entgleist und es ging eher um die Verkettung von Glücklichsein und Blogfrequenz. Sicher bin ich manchmal _noch_ unnetter als sonst wenn ich wirklich schlecht drauf bin, aber das kommt hoffentlich auch in den besten Familien vor.
Aber prinzipiell ist es natürlich fatal das zu koppeln, schon allein wegen dem Teufelskreis (da gabs doch ein weniger abgedroschenes Wort dafür..) der dadurch entsteht.
spurlos - 3. Nov, 22:59

nix für ungut - ich liess es extra offen, ob das bla-ige nicht am zustand des empfängers liegt. es war so ein gedanke, als bei a. mal wieder ein lämpchen blinkte in der liste, seit langem. und ich dachte an zeiten, an denen ein irgendwie regelmässigerer "austausch" stattfand (was ist wohl eigentlich aus z. geworden??). man konnte sich ein wenig geborgen fühlen, und ich konnte das damals sehr gebrauchen. vielleicht gibt es auch so einen "community life cycle" und ich sollte mal einfach meine ganzen rss-feed-abos wegtun? bin ja auch sehr blogfaul geworden, bei mir liegt es daran, dass ich gerade mehr mit bildern als mit texten spiele. das mit dem "ausbruch" verstehe und teile ich voll und ganz. es ist aber ein wenig so, dass ich durch die gebloggten ausbrüche (wieder) gelernt habe, dass die auch im rl ihren platz haben, und das klappt bestens ;-)
freue mich auf "manchmal". so long
Noga - 21. Nov, 04:18

Stimmt - du bist nicht nett!!!

Das ist der sechste oder siebte Blog, wo von der Beteiligung an der Weihnachtsaktion mit dem Schuhkarton erzählt wird.

Das Marketing dieser Organisation ist wirklich beeindruckend. Beim Berliner Fenster in den U-Bahnen wurde darauf hingewiesen und in der Abendschau des rbb und - und - und!

Worauf aber nie hingewiesen wird ist, dass "Geschenke der Hoffnung" ein Teil des deutschsprachigen Arbeitszweigs der Billy-Graham-Association ist, die auch die Zeitschrift "Entscheidung" publiziert. Fundamentalistische christliche Hardliner kurz und prägnant gesagt.

Ob es den Spendern der Schuhkarton - Aktion gefallen würde, wenn sie wüßten, dass ihren Päckchen noch so richtige Hardliner Missionsliteratur beigefügt wird bzw. bei den Veranstaltungen, wo die Päckchen ausgegeben werden die Empfänger entsprechend instruiert werden:
"Du-musst-Jesus-als-deinen-Heiland-und-Erlöser-annehmen-oder du hast-kein-ewiges-Leben-und-bist-verloren".

Tipp: einmal "Entscheidung" lesen und sich bewußt machen, daß "Hoffnung" in diesem kontext bedeutet: "Hoffnung ist Jesus Christus - und sonst niemand und sonst nix". Die Geschenke in den Schuhkartons sind die Türöffner dafür. Bei Indymedia gibt es noch eine prägnante Analyse dazu.

assoziativspeicherin - 21. Nov, 08:38

Ich bin zum Glück unnett genug dass mich das völlig kalt lässt. Vielleicht gehen die Kartons an unnette Kinder wie mich, die sich über den Inhalt freuen und über die Missionsliteratur denken "lasst die Fundamentalisten doch machen was sie wollen". Vielleicht auch nicht und es gibt irgendwo ein paar unschuldige Christen mehr. Mein Gott, ich glaub es gibt deutlich Tragischeres auf der Welt und sogar das ist mir egal.

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assoziativspeicherin - 21. Nov, 08:38
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