..wenn ich nun allerdings einfach nur besagte Verliebtheit seit über einem Jahr mit mir herumtrage, auf der Suche, nach jemandem, der unvereinbare Charaktereigenschaften (und körperliche Merkmale, wir sind ja nicht so...) miteinander vereinbart, und sie von einem Mann zum nächsten springen lasse, weil sich keiner von ihnen bereiterklärt, mir das zu geben, was ich mir von ihm erwarte... wie viel von diesem ganzen Drama ist dann wirklich noch real? Und läuft das nur bei mir so falsch oder steigern sich alle Menschen zunächst bedingt durch einen bunten Hormoncocktail und später durch Gewohnheit und freundschaftliche Gefühle in irgendetwas hinein, das sie als Liebe bezeichnen? Und sind jene Menschen, die denken, nie mehr wieder jemanden so lieben zu können wie diesen einen Menschen einfach nur unerfahren und wissen nicht, dass es immer ein nächste Mal gibt, wenn man nur danach sucht oder bin gar ich es, die so furchtbar flexibel in ihrer Zuneigung ist und die sich deswegen die Frage stellen sollte, ob sie überhaupt wirklich jemanden lieben wird? Aber wenn für mich die Institution "Liebe" zwar existent jedoch nicht so absolut und unumstößlich ist, wie für andere Leute - macht mich das dann zu einem schlechteren, weniger liebensfähigen Menschen oder einfach nur zu einem Realisten? Ich bin gerade überfodert. Merkt man aber sicher nicht.
Tja.
Lang war ich jetzt nicht da, vieles, das ich hier schreiben wollte, hab ich in Mails oder (bedeutend schlimmer) in mein Profil bei einer ungenannten Internetsinglebörse (JA, ich gestehe: ich bin eine von denen; aber es ist doch so lustig und praktisch und.. sowieso meine Sache) verpackt oder auch einfach nur vergessen.
Aber diese Erkenntnis muss irgendwohin, auch wenn dieser Blog dadurch noch mehr zu einem dieser Liebeslebenanalysierungs- und Raunzblogs verkommt. Aber jetzt ist es ja wohl ohnehin schon egal.
Auf jedem Fall war die wirklich erschütternde (aber sie könnte sich irgendwann noch als sehr hilfreich erweisen) Erkenntnis die folgende: Es geht nicht um ihn, egal wer "er" gerade ist. Bei den letzten beiden Männern, an die ich hoffnungslos mein Herz verlor (und die auch ganz ohne den hormonell bedingten Wahrnehmungsschleier zwei wunderbare Menschen waren) war ich mir noch sicher, dass das alles echt wäre. Aber jetzt, da ich wieder einmal auf der Suche nach Ablenkung für mein geschundenes Herz bin und mich innerhalb weniger Tage genau so hoffnungslos in einen Mann verliebt habe, in den ich mich überhaupt nicht verlieben wollte, nur weil er wohl wusste, was ich hören wollte, während ich in seinem Bett lag, kommen mir ernsthafte Zweifel. Das bin nicht ich, die sich da verliebt - mein Bewusstsein versucht zwar, nachdem sowieso schon alles zu spät ist, diese Verliebtheit zu rechtfertigen und Gründe für sie zu liefern, aber ausgelöst hat es sie nicht. Da geht es ausschließlich um Hormone und urtümliche Bedürfnisse, die befriedigt werden wollen und das Objekt der Begierde scheint (nachdem es sich als nicht bereit erwiesen hat, ansonsten wäre ich schon eine sehr treue Seele) innerhalb weniger Stunden beliebig auswechselbar, was das ganze Drama einfach völlig unglaubwürdig macht.
Vor einem halben Jahr schon sagte eine Freundin von mir, ich wäre einfach nur verliebt ins Verliebtsein. Ich wusste damals nicht viel damit anzufangen, konnte nachvollziehen, wie sie auf diese Idee gekommen war, aber das wars auch schon. Aber jetzt, nachdem mich meine Hormone wirklich eiskalt erwischt haben (aber, verdammt noch mal, es ist SOMMER, ich kann doch nichts dafür!), fiel es mir wie Schuppen von den Augen: sie hat Recht. Diese Verliebtheit unter der ich mit viel bittersüßem Schmerz leide, ist die selbe wie noch vor einem Jahr, sie springt nur wahllos von Mann zu Mann, tut so, als wäre sie jedes Mal eine neue, um nicht zu verwelken, aber es ist noch immer genau die selbe.